Funde und Spuren

«Das nicht von aussen Sehen. Es kann kein Schauspiel sein, es ist das, was wirklich erfahren, durchquert wird, das Geheimnis in dem man lebt, in dem man nicht äusserlich sein kann.»  

(Philippe Jaccottet) 

 

Gesammeltes, Wundersames, Inspirierendes.

«Nicht müde werden / sondern dem Wunder / leise / wie einem Vogel / die Hand hinhalten.» (Hilde Domin)

«Nicht jede Möglichkeit ist sinnvoll, bloss weil sie möglich ist. Wir müssen auswählen, mit dem Herzen abwägen, fühlen, was wertvoll ist, was uns wichtig ist und in jeder Situation sehen, was Gewicht hat. Sinn ist die wertvollste Möglichkeit in der jeweiligen Situation.» (Alfried Längle)

«Everybody experiences far more than he understands. Yet it is experience, rather than understanding, that influences behaviour.» (Herbert Marshall McLuhan)

«Ich bin der Meinung, dass wir alle Künstler sind, solange wir unsere Vorstellungskraft benutzen, solange wir träumen und uns die Dinge anders vorstellen. Aber sehr oft wird diese Fähigkeit von Konventionen und Gewohnheiten überlagert. Wir sind seit Kindheit darauf getrimmt, alles richtig zu machen, dahinter steckt der Gedanke der Sicherheit. In der Kunst, so wie ich sie verstehe, geht es aber darum, Fehler zu begehen, Perspektiven zu wechseln, Sicherheiten zu hinterfragen. Deshalb ist es so schwierig, dauerhaft Künstler zu sein.» (Ai Weiwei)

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«Das. Das war es. Jetzt hat es begonnen. Es ist. Es währt fort. Bewegt sich. Weiter. Wird. Wird zu dem und dem und dem. Geht weiter als das. Wird andres. Wird mehr. Kombiniert andres mit mehr und wird fortwährend andres und mehr. Geht weiter als das. Wird andres als andres und mehr. Wird etwas. Etwas neues. Etwas immer neueres. (...)» (Inger Christensen) 

«Wir müssen auf eine neue Brüderschaft trinken, auf die Sinnlosigkeit, die Unwegsamkeit, die tastende Spur.» (Annemarie Schwarzenbach)

«Das Denken nimmt seinen Ausgang von einer Beunruhigung, einem Staunen, einem Zweifel.» (John Dewey) 

«Wenn es aber Wirklichkeitssinn gibt, und niemand wird bezweifeln, dass er seine Daseinsberechtigung hat, dann muss es auch etwas geben, das man Möglichkeitssinn nennen kann. Wer ihn besitzt, sagt beispielsweise nicht: Hier ist dies oder das geschehen, wird geschehen, muss geschehen; sondern er erfindet: Hier könnte, sollte oder müsste geschehn; und wenn man ihm von irgend etwas erklärt, dass es so sei, wie es sei, dann denkt er: Nun, es könnte wahrscheinlich auch anders sein. So liesse sich der Möglichkeitssinn geradezu als die Fähigkeit definieren, alles, was ebensogut sein könnte, zu denken und das, was ist, nicht wichtiger zu nehmen als das, was nicht ist.» (Robert Musil, Der Mann ohne Eigenschaften)

«Instructions for living a life: Pay attention / Be astonished / Tell about it» (Mary Oliver)

«In der Faszination erfahre ich mich als jemanden, der nicht durch seine Gewohnheiten bestimmt ist, der nicht immer dasselbe denkt, sondern eine Erfahrung macht, die neu ist und durch die er unbestimmt wird: zu jemandem, der neu anfangen kann.» (Christoph Menke)

«Es gibt eine Sehnsucht nach dem Ding hinter dem Ding.» (Immanuel Kant)

«Ich lebe in Bildern. Ich sehe alles in Bildern, meine ganze Vergangenheit, Erinnerungen sind Bilder. Ich mache die Bilder zu Sprache, indem ich ganz hineinsteige in das Bild. Ich steige solange hinein, bis es Sprache wird.» (Friederike Mayröcker)

Bleistiftzeichnung. Geschwungene und gezackte Linien, an Gras oder Blätter erinnernd

«We shall not cease from exploration / And the end of all our exploring / Will be to arrive where we started  / And know the place for the first time» (T.S. Eliot)

«Er spricht von der unüberbrückbaren Kluft zwischen dem Gedachten, Gesagten, in Wortbilder Gefassten und dem, was wirklich geschieht; und vom Wunsch, etwas zu sagen, ohne zu wissen, was es ist.» (Urs Strässle über Jon Fosse‘s Ich bin der Wind)

«Als ob du auf einer Schaukel sässest, mit fliegendem Haar, voll von Übermut und Bangen, nicht davonzufliegen, nicht landen zu müssen.» (Margo Fuchs Knill, Die Poesie des Wandels) 

Bleistiftzeichnung. Geschwungene Linien, an Grasbüschel erinnernd

«Der Spaziergänger besitzt einen leichten Körper und Geist. Deshalb vermag er unterschiedliche Dinge zu bemerken.» (Jiro Taniguchi) 

«Ich schweife ab, um zur Sache zu kommen.» (Peter Weber, Der Wettermacher)

«Unverlierbarer Moment. Stille Freude, stummes Glück, darauf sich im Leben draussen so gut wie gar nichts bauen lässt, innen Bestandteil des Fundaments, das trägt.» (Erika Burkart, Die Vikarin)

«Die Vorstellung, dass den Dingen festgelegte, unveränderliche Werte innewohnen, ist genau das Vorurteil, von dem uns die Kunst befreit.» (John Dewey)

«Wir müssen uns vielmehr darüber klar sein, dass es keine Möglichkeit gibt, Sicherheit über Dinge zu gewinnen, welche unseren Verstand übersteigen. Eine andere Welt mit ganz andern Umständen können wir uns gar nicht vorstellen, weil wir in einer bestimmten Welt leben, durch welche unser Geist und unsere psychischen Voraussetzungen mitgeformt und mitgegeben sind. Wir sind durch unsere angeborene Struktur streng begrenzt und darum mit unserem Sein und Denken an diese unsere Welt gebunden.» (Carl Gustav Jung, Erinnerungen, Träume, Gedanken)

«Die Möglichkeit: Das, was noch nicht da ist. Das Potenzial, das ein Mensch, eine Situation in sich trägt.»

«Unsere Wünsche sind Vorgefühle der Fähigkeiten, die in uns liegen, Vorboten desjenigen, was wir zu leisten imstande sein werden. Was wir können und möchten, stellt sich unserer Einbildungskraft ausser uns und in der Zukunft dar; wir fühlen eine Sehnsucht nach dem, was wir schon im Stillen besitzen. So verwandelt ein leidenschaftliches Vorausergreifen das wahrhaft Mögliche in ein erträumtes Wirkliches.» (Johann Wolfgang von Goethe)

«Nur wenn wir nicht verstehen, beginnen wir zu entdecken.» (Gerhard Mack)

Bleistiftzeichnung. Geschwungene Linien, wie Schichten eines Reliefs

«’Wer glaubt, etwas zu sein, hat aufgehört, etwas zu werden.’ (Sokrates) Der Umkehrschluss gilt genauso: Wer in Frage stellt, was er zu sein glaubte, hat angefangen, etwas zu werden.» (Vera Stavemann)

«Ich bin die Wirklichkeit, und alles geschieht mit mir. Solange ich lebe, lebt die Welt. Ich bin nicht nur der Verantwortliche für mein Leben, sondern auch der Urheber meines Lebens. [...] Wer nicht Autor seiner Welt ist, der ist kein Autor.» (Imre Kertész)

«When you take a breath, you touch a part of the planet with the inside of your body.» (Tor Norretranders)

«Die ganze weisse Seite ist in der weissen Seite, also ausserhalb von mir, aber das ganze Wort steckt nicht im Wort. Das heisst, es gibt das Zeichen, das ich hinschreibe und darüber hinaus seinen Sinn. Das Wort war zuerst in mir, tritt dann aus mir hervor, und, einmal hingeschrieben, gleicht es einem Liniengeflecht; aber es bleibt etwas Verborgenes an ihm, das nur von unserem Geist wahrgenommen wird.» (Philippe Jaccottet, Fliegende Saat)

Bildausschnitt zeigt verwischte Farben und Linien

«Das Unerforschliche existiert wirklich und offenbart sich als höchste Wahrheit und strahlende Schönheit, von dem wir nur eine dunkle Ahnung haben können. Dieses Wissen und diese Ahnung sind Kern aller wahren Forschungen.» (Albert Einstein)

«Der gestillte Blick.» (Klaus Merz)

«Die Realität ist immer mehr, als wahrnehmbar ist und mehr, als verbalisierbar ist – wahrnehmend und beschreibend kann man sich ihr mehr oder weniger annähern.» (Gisela Ulmann)

«Aber was sollen Wörter und Namen? Der Mensch sieht, was er zu sehen vermag. Und in seinem Sehen oder Nicht-Sehen entsteht, was in diesem Augenblick gilt, vorläufig, vor dem nächsten Augenblick.» (Thomas Gaupp, Solarisation)

«Wenn Beuys sagt, dass jeder Mensch ein Künstler sei, dann meint er damit nicht, jeder Mensch sei ein Maler oder ein Bildhauer. Er meint vielmehr, dass jeder Mensch kreative Fähigkeiten besitzt, die erkannt und ausgebildet werden müssen.» (Heiner Stachelhaus)

Bleistiftzeichnung. Geschwungene Linien, an Grasbüschel erinnernd

«Denn jeder von uns ist eine Biographie, eine Geschichte. Jeder Mensch ist eine einzigartige Erzählung, die fortwährend und unbewusst durch ihn und in ihm entsteht durch seine Wahrnehmungen, seine Gefühle, seine Gedanken, seine Handlungen und nicht zuletzt durch das, was er sagt, durch seine in Worte gefasste Geschichte.» (Oliver Sacks, Der Mann, der seine Frau mit einem Hut verwechselte)

«Wie es wirklich war bleibt für immer verschwunden.» (Philippe Jaccottet, Antworten am Wegesrand) 

«Keine Weise des Wahrnehmens und Beobachtens kann uns sagen, wie die Dinge sind; nur, wie sie sich im Rahmen vorgeformter Erwartungen verhalten.» (Oswald Wiener, Schriften zur Erkenntnistheorie) 

«Der ästhetische Imperativ: Willst du erkennen, lerne zu handeln. Der ethische Imperativ: Handle stets so, dass weitere Möglichkeiten entstehen.» (Heinz von Foerster, Das Konstruieren einer Wirklichkeit) 

«Es ist, als beginne man von neuem zu sehen, ein Baum erscheint wieder als das unbegreiflichste Ding.» (Philippe Jaccottet, Fliegende Saat)

Bleistiftzeichnung von Hibiskusblüten

«It is something to be able to paint a particular picture, or to carve a statue, and so to make a few objects beautiful; but it is far more glorious to carve and paint the very atmosphere of the day and medium through which we look, which morally we can do. To affect the quality of the day, that is the highest of arts.» (Henry David Thoreau, Walden)

«Immer wenn dir eine Theorie als die wirklich einzig mögliche erscheint, nimm das als Zeichen, dass du weder die Theorie noch das zu lösende Problem verstanden hast.» (Karl Popper)

«That is the strangeness of language: it crosses the boundaries of the body, is at once inside and outside and it sometimes happens that we don‘t notice the threshold has been crossed.» (Siri Hustvedt, The Sorrows of an American)

«Das grösste Werk, an dem wir andauernd arbeiten, ist die Bewältigung des täglichen Lebens.» (Alfried Längle)

«Das Erstaunlichste ist vielleicht, dass die Wirklichkeit immer nur der unmittelbare Augenblick ist. Vergangenheit und Zukunft, auf beiden Seiten davon, sind blosse Ansammlungen von Bildern.» (Philippe Jaccottet, Fliegende Saat)

«Die für uns wichtigsten Aspekte der Dinge sind durch ihre Einfachheit und Alltäglichkeit verborgen. (Man kann es nicht bemerken, weil man es immer vor Augen hat.) Die eigentlichen Grundlagen seiner Forschung fallen dem Menschen gar nicht auf.» (Ludwig Wittgenstein)

«Sehnsüchtig grüsst der, der ich bin, den, der ich sein könnte.» (Fjodor M. Dostojewski)

«It’s about moving. Seeking out, involving, becoming. Not a journey along a line to a fixed point, when it will all happen, when it will all be clear, but a journey within a circle that explores and maps the possibilities that arise along the way. We are here. We are not yet there, or there: This is what it is. Where are we going? From this moment to the next: From the centre to the perimeter and around, and back to where we came from, and then out again – finding, bringing back, showing, finding… » (TOMATO)

Bildausschnitt zeigt verwischte Farben und Linien

«Fantasie ist nicht Ausflucht. Denn sich etwas vorstellen heisst, eine Welt bauen, eine Welt erschaffen.» (Eugène Ionesco)

«Das Geheimnis der Veränderung besteht darin, deine ganze Energie darauf zu konzentrieren, Neues aufzubauen, statt Altes zu bekämpfen.» (Sokrates)